Laura Awad

24.07. - 27.08.21 Galerie Grolman: ERINNERUNG

Abtauchen. Raus aus der staubigen Hitze der Stadt, rein in ein tiefes kühles Blau. Blau, das ist die dominierende Farbe der Ausstellung „Erinnerung“ von Kerstin Göldner. Aber immer ist es ein anderes Blau, so vielfältig wie die Farben von Himmel und Wasser. Denn in ihren Bildern geht Kerstin immer von der Anschauung aus. Das, was sie malt, ist nicht erfunden. Aber es ist gelöst von seiner gewohnten Erscheinung und in Empfindung übersetzt, bis es sich aufgelöst hat in Licht und Farbe.

Wer sich in der Ausstellung „Erinnerung“ umschaut, begreift schnell, dass Kerstin ihre Sprache in der Malerei gefunden hat. Ihren Bildern ist eine Gewissheit inne, eine Selbstverständlichkeit, die ohne Spektakuläres auskommt und uns mit Ruhe und Sehnsucht füllt. Sehnsucht nach dem Meer.

Das Meer in Kerstins Bildern ist die Ostsee. Es sind Orte ihrer Kindheit, die sie bis heute begleiten, Orte ihrer Erinnerung. Denn Kerstins Bilder sind ruhig, aber nicht still. Die hin und wieder auftauchenden Figuren inmitten der Küstenlandschaft bringen ein starkes Narrativ mit sich. In ihrer skizzenhaften Abbildung sind sie die Fragmente einer verblassenden Erinnerung. Erinnerungen, die Kerstin in dieser Ausstellung mit uns teilt.

„und am ende ganz am ende wird das meer in der erinnerung blau sein“
Reiner Kunze, Rudern Zwei, 1984

Laura Awad (Galerie Grolman)


Dr. Anita Kühnel

Zur Eröffnung der Ausstellung

„Malerei“

Galerie der Berliner Graphikpresse am 26.4.2018

„Alle Landschaften haben sich mit Blau gefüllt,
alle Büsche und Bäume des Stromes,
der weit in den Norden schwillt“.

Mit diesen Gedichtzeilen Georg Heyms würde man gern eine Ausstellung wie diese überschreiben. Schon beim Betreten der Atelierräume von Kerstin Göldner, wird man mit einer Sinfonie in Blau konfrontiert, die emotional gefangen nimmt und rasch die innerstädtische Umgebung vergessen lässt.

Kerstin Göldner hatte spät begonnen, als freiberufliche Malerin zu arbeiten. Der Besuch von Mal- und Zeichenkursen neben einem kunstfernen Beruf, den sie zehn Jahre lang ausübte, spornte schon früh das geweckte Interesse an der Malerei über ein gewöhnliches Maß hinaus an. Aus der obsessiven Freizeitbeschäftigung wurde schließlich Berufung. Es gehört immer Mut zu dem Schritt, vorgegebene Strukturen eines Arbeitsalltags im Angestelltenverhältnis zu verlassen. Es bedarf mehr als nur der Lust an der Malerei, sondern es bedarf der Gewissheit, hierin die beste Möglichkeit gefunden zu haben, das Selbst zu erkunden, zu hinterfragen und auszudrücken, einer Gewissheit, die die künstlerische Kreativität immer neu herausfordert. Kerstin Göldner hat dies stets als Befreiung begriffen. Ihr Bildprogramm beschränkt sich auf wenige Themen, genauer gesagt auf die klassischen: Figur, Stillleben und Landschaft. Im Stillleben, vor allem aber in der Landschaft findet sie Anlässe für Bilder von beinahe meditativer Entrücktheit. Das Moment der Ewigkeit und der Endlosigkeit wird darin ebenso spürbar auf wie das eigene Aufgehoben-Sein im Universum.

Anders als Charlotte E. Pauly, die ihr ewichtigsten künstlerischen Impulse dem Süden verdankte, dem Erlebnis der Mittelmeerländer und des Balkans, sucht sie wiederholt den Norden auf, wo der Himmel sich über Wiesenlandschaften weitet, die Küsten der Ostsee mit den immerwährenden Sehnsuchtsorten, die die gebürtige Berlinerin seit ihrer Kindheit geprägt haben. Eine anhaltende Faszination von den geliebten Gegenden treibt stets neu zum Malen an. Die Hingabe an ihre Motive bedeutet für Kerstin Göldner zugleich meist eine Befreiung von ihrer konkreten Erscheinung, deren Verwandlung in Farbe. In kräftig leuchtenden und zugleich verhaltenen Tönen entlädt sich eine Emotionalität, die nicht als momentane Regung, sondern vielmehr als Grundstimmung wahrgenommen wird. Erlebte Formen werden zunächst mit dem Stift ertastet und umrissen. Die Konturen bilden das ordnende Skelett des Bildraumes. Ebenso wie die Linie des Horizontes teilen sie die Fläche und weisen der Farbe ihren ersten Platz zu, bevor sie ganz von der Leinwand Besitz ergreift. Die Arbeit vor der Natur bleibt unumgänglich, wenngleich das geographisch Konkrete zurücktritt. Immer geht es um das Licht, das den Raum durchwächst. In breiten, von Licht und Dunkelheiten durchbrochenen Farbfeldern scheinen sich Himmel und Wasser stets in dramatischer Trunkenheit zu berühren, abzustoßen, einander zu vereinen, werden die Uferzonen gleichsam eingenommen vom aufsteigenden Farbschleier, den Himmel und Meer unermüdlich wie einen Mantel auf die Erde zu werfen versuchen. Umgekehrt scheint bisweilen das Grün der Wiesenlandschaften am Saum des Meeres die Ufer zu verlassen, das Meeresblau einzufärben und in die Atmosphäre aufzusteigen. Es scheint, als wolle Kerstin Göldner sich mit jedem ihrer Bilder dieses vertrauten wie gleichsam geheimnisvoll schimmernden Lichtes vergewissern, das die Landschaften umfängt, jenes Moments, da sie sich auflösen in reines Spiel der Farben. Man nimmt stets das Blau zuerst wahr in seiner ungeheuren Präsenz und zugleich transzendenten Ausstrahlung. Immer ist es anders, mal zum Grautendierend, zum Blaugrün, mal leuchtend zum Türkis oder Ultramarin, zum Gelbgrün, mal zum Weiß. Oft ist ein leichtes Rosa unter den Malschichten zu erkennen, mal ein Schwarz, das sich zum Grau vermischt. Die Palette ändert sich wenig, wenn die Malerin sich dem Stillleben zuwendet. Hier wird oft das Grün beherrschende Farbe. „Eine Fläche aus zwanzig Nuancen Grün ist belebt und bereichert durch zwanzig Nuancen Gelb und zwanzig Nuancen Blau“, schrieb einst Augusto Giacometti – nicht zu verwechseln mit Alberto, dem weit entfernt verwandten Bildhauer – in seinem Essay „Die Farbe und ich“ und verwies auf die Komponenten, aus denen Farben bestehen. In diesem Fall meinte er Grün, das aus Gelb und Blau entsteht und seine volle Kraft nur dann entfaltet, wenn seine Komponenten im Bild Verwendung finden. Kerstin Göldner hat sich während ihrer Ausbildung an der Grafik Design Schule in Anklam intensiv mit Farbenlehre auseinandergesetzt und weiß um die Wirkungen des hier beschriebenen Zusammenspiels der Farben. Manchmal tritt aus der Fläche aus Blau und Grün das komplementäre Rot leuchtend hervor wie in den „Erdbeeren III“ von 2013. Auch in den Stillleben nimmt man die leichten Umrisszeichnungen der Formen wie ein Gerüst wahr, aus dem sich die Kompositionen aufbauen. Anders als in den Landschaften werden hier keine Formangebote angenommen, die der Zufall in das Blickfeld der Malerin rückt. Die Komposition findet schon im Arrangement der Motive statt. Alles Spektakuläre vermeidend werden Früchte ohne jegliche Draperie zueinander gelegt, beinahe unauffällig. Ihre Reduktion auf wesentliche Formen im Bild gibt ihnen eine gewisse Selbstverständlichkeit. Zugleich strahlen sie eine stille Feierlichkeit aus.

Trotz ihrer Farbintensität und inneren Spannung sind dies leise Bilder. Das mag an dem bevorzugten horizontalen Aufbau liegen, der von vornherein Ruhe schafft. Selten gibt es widerstrebende Bewegung darin und wenn, dann nur in einem leichten Abweichen oder Aufbrechen wie in dem Bild „Brandung“ von 2016. Die Malerin verzichtet auf ekstatische Gebärden dynamischer Diagonalen. Stattdessen findet man stille Versenkung in das leicht wogende Auf und Ab sich verschiebender Farbzonen des sich ändernden Lichts zwischen Wasser, Himmel und Land. In gewisser Weise ist das Landschaftliche auch in den Stillleben zu finden, in dem scheinbar absichtslosen Beieinander der Früchte, ihren ovalen und runden Formen, die den Raum gliedern und die Horizontale aufbrechen.

Die Ruhe in diesen Bildern strahlt nicht nur so etwas wie die bereits erwähnte Ewigkeit aus, sondern damit auch eine gewisse Ortlosigkeit. Wenn auch Titel auf Orte und Vorlagen verweisen, in den Bildern erfahren die Anlässe, der Zauber, den sie in Gang gesetzt haben, ihre persönliche Deutung im farbigen Ereignis. Sehnsucht, Melancholie und stille Heiterkeit werden im dichten Beieinander assoziiert. Immer teilt sich darin auch etwas Befreiendes mit, eine stille Übereinkunft. „In der Natur fühlen wir uns so wohl, weil sie kein Urteil über uns hat.“ Diese Worte Friedrich Nietzsches mögen ein Schlüssel zu jener Übereinkunft oder besser inneren Balance sein, die Kerstin Göldner immer neu sucht und die ihr Antrieb ist für die farbigen Harmonien, die sie schafft.

Dr. Anita Kühnel, (wissenschaftliche Mitarbeiterin der Staatlichen Museen zu Berlin, Leiterin der Sammlung Grafikdesign der Kunstbibliothek)


Petra Hornung

Zur Eröffnung der Ausstellung

„Fischland“

EWE Vertriebs GmbH, Hegermühlenstraße 58, 15344 Strausberg am 20.04.2017

Sehr verehrte Gäste, liebe Kunstfreundinnen und Kunstfreunde, liebe Melitta Richter, als kunstsinnige Hausherrin, liebe Kerstin Göldner natürlich, der wir diese höchst anregende, wundervolle Ausstellung zu verdanken haben...

Oskar Wilde har Recht, wenn er sagt: (Zitat) „Nur oberflächliche Menschen urteilen nicht nach dem äußeren Schein. Das Geheimnis der Welt ist das Sichtbare, nicht das Unsichtbare!“ (Zitat Ende)

Und eben das Sichtbare gilt es für Kerstin Göldner – zu nehmen, zu filtern, zu entführen, bis es zur formgewordenen, eigenen Empfindsamkeit eine Brücke sein kann: Als Bild, als Farbe, als eine geradezu musikalisch anmutende Deklination des „wirklichen Blaus“.

Ein Fest der feinsten Ausdruckswerte der Farbe, die in ihren Zwischenwelten aus ´Einfühlung und Abstraktion` den vorgeblichen Gewissheiten eine höchst persönliche Empfindung nahelegt.

Kerstin Göldner probiert aus, was ihr am nächsten kommt. Sie will, dass ihr die Dinge nahe gehen. Es sind schon die Orte an der Ostsee: Darß, Fischland, die als ihre Sehnsuchtsorte gelten dürfen.

Und sie ist auch so drin, in ihren Lieblingspfaden – wie sie sagt... Orte der Kindheit und Jugend, die sie liebt und die sie in gewisser Weise auch geprägt haben, zu denen sie es immer wieder hinzieht... der Norden, die Affinität zum Meer. Das wird immer so bleiben, da ist sie sich sicher. Nur sucht sie die Areale nicht auf, um den Landschaftsmotiven näher zu kommen, geschweige denn ihr Wesentliches zu ergründen.

Viel eher sind es eben die Wege dahin – immer zu dem, was sie das Eigene spüren lässt. „Ich muss meine eigenen Farbklänge finden, die eigene Bewegtheit – gleich wie ausgereizt so ein ´Thema` in der Kunstgeschichte auch ist. Das ist die einzige Möglichkeit, bei sich zu bleiben“, sagt sie. Wie schön, dass Mode und Trend ihr von Herzen fremd sind, dass dieser Prozess andauert, die Leidenschaft, die Lust auch am Zweifel, die Lust - auch auf eigene Brüche – spätestens dann, wenn ihr ihre Welt zu ´blau` wird.

Dabei geht Kerstin Göldner immer von der Anschauung aus. Es ist die Freude am genauen Beobachten, die man geradezu spüren kann. Selbst dann noch, wenn die Objekte im Bild ausdrücklich ihr Eigenleben führen – weit weg von „der Ostsee hellem Strande“...

Dieses Aufsuchen des ihr so Vertrauten ist wie ein Fundament, wie ein Ursprung, eine gebende, spendende Quelle und doch ein Beginn, ein überraschendes Erkunden jedes Mal auf´s Neue.

Völlig unverbraucht; nichts scheint bemüht, mit einer Frische am Leibe, die unsere Träume trifft und unsere Seele. Jene sinnlich errungene Sorgfalt des Malerischen scheint auf, die auf eine Geistigkeit verweist, ohne ihre Konturen lesbar umreisen zu müssen.

Wie von der Farbe an die Hand genommen, blau, grün, ocker, rosa, weiß... und sich genussvoll von ihr führen zu lassen. So sieht das aus.

Es ist eine Art Bedachtsamkeit, die Göldners Mentalität entspricht, die Freigabe von Zeit, die ihre Bilder bekommen, gleich wie viel sie davon brauchen – Öl auf Leinwand. Die Malerin mag die Ausstrahlung von Ölfarbe und auch, dass sie so langsam trocknet. Sie geben die Investitionen zurück Solche Tiefe, die eine selten gesehene Reinheit atmet, ist eben nicht ´auf die Schnelle` zu haben.

Im Grunde ist es die Hinneigung zum sogenannten ´Schönen´, vor dem sich Kerstin Göldner nicht scheut. Heutzutage gehört tatsächlich Mut dazu, sich abzuheben von dem Gesang lakonischer Weltuntergangsorgien, beliebiger Geometrien oder Kürzel, die des ´Kaisers neue Kleider` vorführen: „Wie Sie sehen, sehen Sie nichts“. Kerstin Göldner setzt dem mit ihrer Kunst etwas entgegen, das sich unendlich reich anfühlt:

Meer und Himmel, Farbe und Form; der lange Atem der Horizontale, die tausendfache Bewegtheit einer sich ausdehnenden Fläche; das Licht, das von Innen zu kommen scheint und für uns das kühlste Blau zum Glühen bringt. Das sind keine stillen Bilder.

Es ist eine Art der komprimierten Ruhe – auf Dauer, die im Innersten Verborgenes erahnen lässt.

Befriedungen sind das, die zuverlässig verwahren. Man ist geneigt, die Dinge wirken zu lassen, sie in ihrer Erscheinung wahrhaben zu wollen. Erinnerung oder Sehnsucht, die ikonografische Ebene tritt zugunsten der sinnlichen zurück und ist gebunden an die kostbaren und doch spröden Farbklänge. Leuchtend leicht und erdenschwer.

Die Harmonie darf sich ausleben und findet sich als in die Fläche getriebene Abstraktion bestätigt. Ein Kunststück! Subtile Dissonanzen in Farbe und Bildbau, feine Kalt-Warm-Kontraste, gelassene Unterspannungen, Überspannungen – sind sozusagen das Salz in der Suppe der Balance. Ihre Gefährdung ist nicht ernst, eher spielerisch. Und das führt zu einem besonderen Reiz. Schon deshalb verliert sich Kerstin Göldners malerische Dichte nicht in der eigenen Mitte. Sie verströmt sich lieber.

Das ist eine schöne Klarheit, die sich jeden Schnörkel von vornherein verbietet und sich von der Melancholie allein verstanden fühlt. Dieses Zarte, Anmutige wirkt – wie durch Zauberhand – nicht zerbrechlich, eher kräftig, widerständig. Die Umwandlung der Dinge nach ihrem Bilde tut ihnen keine Gewalt an. Denn obwohl am Ende nur noch die Assoziationen an ihren Ursprung erinnern, glaubt man Meer zu riechen oder Wiese oder Äpfel.

Zum einen ist es wohl ein zutiefst romantischer Ernst, der dem ´Augenblick entfliehen´ will, der dem Schweren dennoch das Leichte unterschiebt,... feinnervig, das Temperament gezügelt, die Farben verschmelzen,... die Dinge verweben lässt; anstößt am Fels, am Festland, Kontraste stiftet, solange bis die Last dir nicht mehr auf der Seele liegt.

Wie vergehende Erinnerungen, transparente Wunschbilder, platziert sich Figuratives im Bilde. Manchmal gönnen sie sich als grafische Markierungen eine Kontur. Federleichte aber klare Setzungen klingen in ihrer Bestimmtheit bis ins schwelgen hinein. In den Still-Leben agieren die Dinge körperlich. Leuchtinselchen, Weite, Freiheit.

Im Grunde ist es die Leidenschaft am künstlerischen Tun, ein Prozess, über den in den Bildern ein zutiefst geistiger Aspekt waltet. Weniger als Regulativ, eher als ein eigenes Maß. Ein ästhetisches Credo: Es geht um Liebe, und es geht um Schönheit, es geht um Verantwortung für das, was wir bewahren müssen, und für Wert befinden. Innen und Außen und die Verbindungen, die dabei entstehen... Über alles Schmerzhafte legt sich ein sattes Blau, das in der Sonne wie Gold schimmert...

Und, um noch einmal und zu guter Letzt Oskar Wilde zu folgen, der die Natur für eine Schöpfung der Kunst hält und nicht etwa umgekehrt: hat er folgenden, unschlagbaren Beweis:

(Zitat) „Schau aus dem Fenster uns sieh dir diesen unglaublichen Sonnenuntergang an. Und, was siehst du? - im besten Falle einen zweitklassigen Turner.“ (Zitat Ende)

Das klingt doch überzeugend!

In diesem Sinne, sehr verehrte Gäste, schauen Sie sich die Kunst-Schöpfungen von Kerstin Göldner an!

Ich wünsche Ihnen die Freude daran, die ich immer wieder habe.

Einen schönen Abend, einen baldigen Frühling – vielen Dank für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit.

Petra Hornung, Kunstwissenschaftlerin, Berlin


Dr. Anita Kühnel

Zur Eröffnung der Ausstellung

„Bilder und Steine“

Galerie Grünstraße am 6.2.2014

Kerstin Göldner - Alexander Sgonina

Nicht immer sind Ausstellungen Orte der Stille, wo von dem Eintretenden der Lärm der Straße abfällt, sowohl der akustische als auch der optische. Im Spannungsfeld scheinbar entrückter, fast immateriell wirkender Farbklänge der Stillleben und Landschaften Kerstin Göldners und der den Raum gliedernden, stummen, zeichenhaften Steinskulpturen Alexander Sgoninas bauen sich zugleich Distanz und Nähe auf. Es ist ein beinahe selbstverständliches Sosein, das, aller Flüchtigkeit entledigt, uns ganz unspektakulär, bisweilen beinahe spröde gegenübertritt. Die hellen Sand – und Kalksteinfiguren Alexander Sgoninas behaupten sich im Farbenmeer eines überwiegenden Blaus, öffnen den Raum, setzen vertikale Markierungen zwischen gemalte Horizonte und antworten auf die tektonischen Schwingungen der Malerei. Diese Ausstellung ist insofern eine Premiere, als beide Künstler – zwar nicht zum ersten Mal – aber zum ersten Mal hier in Berlin gemeinsam ausstellen. Beide haben sich relativ spät entschlossen, einen zunächst eingeschlagenen Berufsweg zu verlassen, um sich ganz der künstlerischen Arbeit zu widmen: Alexander Sgonina begann 33-jährig sein Bildhauerstudium, Kerstin Göldner, hatte fast 40-jährig begonnen, als freiberufliche Malerin zu arbeiten. Umso geradliniger sind beide ihren künstlerischen Visionen gefolgt, umso entschiedener haben sie ihre künstlerischen Sprachen entwickelt.

„Und am ende ganz am ende
Wird das meer in der erinnerung
Blau sein.“

Diese Worte Reiner Kunzes könnten über den Bildern Kerstin Göldners stehen.

Ihre Landschaften fallen in ihrer lichten Farbpalette heller bis kräftig leuchtender Blautöne, eines Gelb und gebrochener Grüntöne auf, aus denen bisweilen ein Rot oder Ockerbraun hervorbricht. „Am Meer“, „Boot und Reusen“, „Scheunendach“, „Lieper Winkel“, „Fischland“ – stets sind es Orte der Ostseeküste, die der Malerin wiederholte Anlässe bildnerischer Auseinandersetzung bieten, Sehnsuchtsorte, Orte der Kindheit und Jugend, die die gebürtige Berlinerin geprägt haben, an die sie bis heute stets zurückkehrt. Das geografisch Konkrete tritt in den Bildern hinter die Landschaftsempfindung zurück, die Ossip Mandelstam in seinem Gedicht Silentium mit den Worten beschrieb:

„Im Meer das Atmen, ruhig, immer,
Das Licht durchwächst den Raum.“

Es scheint, als wolle Kerstin Göldner sich mit jedem ihrer Bilder dieses vertrauten wie gleichsam geheimnisvollen Lichtes vergewissern, dass das bläulich schimmernde Meer durchdringt und dessen Widerschein in die Atmosphäre aufsteigt, an die Konturen des Festlandes stößt, sie durchdringt, mit ihnen verschmilzt, sich bald verhüllend über sie legt oder in überraschende Kontraste gerät. Die Bilder strahlen etwas von jener glückseligen Trunkenheit aus, mit der man sich bedingungslos geliebten Orten und Erinnerungen zuwendet. Immer ist darin ein romantisches Moment zu beobachten, das nichts mit Verklärung oder gar Mystifizierung zu tun hat, sondern mit immer wiederkehrender Sehnsucht nach dem Zustand innerer Freiheit. „In der Natur fühlen wir uns wohl, weil sie kein Urteil über uns hat.“ Diese Worte Friedrich Nietzsches erklären die gesuchte innere Freiheit, das Freiwerden von Befangenheiten, die immer nach Erklärung oder Rechtfertigung verlangen. Bei Kerstin Göldner ist dieses Freiwerden in Farbe übersetzt, die Räume bildet und zugleich melodische Klänge erzeugt. Manchmal sind die malerischen Formen von Linien durchzogen, die Landschaftskonturen andeuten oder Pflanzen in klar umrissenen, zarten, bisweilen skizzenhaften Zeichnungen zeigen, die sich gegen die | sich in scheinbarer Abstraktion auflösenden Farbflächen stellen, als Zäsuren, wie kompositorische Klarstellungen. Stärker noch begegnet man ihnen in den Stillleben, die - anders als die Landschaften - gebaut sind und doch die Selbstverständlichkeit gesetzter Ordnung ausstrahlen, unverrückbar und schlicht zugleich. Oft sind sie von einem Rosa überzogen, das wie ein Morgenrot die Dinge in ein gleichmäßiges Licht taucht, in Grün gebettet oder ganz auf Blautönen aufgebaut. Ganz anders als diese letztlich auch landschaftlich begriffenen Formzusammenstellungen wirken die Figurenbilder. Figuren sind oft vor eine Landschaft gesetzt. Konkrete körperliche Physiognomien werden in typischen Haltungen der Modelle sichtbar. Fotos vergleichbar, erinnern sie zuweilen an bewusstes Posieren. Gesichter bleiben unkenntlich, vage wie verblassende oder bereits erloschene Erinnerungen. Sie geben den Bildern etwas Melancholisches. Hier wird Landschaft zur Umgebung der Figuren, mit denen die Erzählung ins Bild kommt. Die reinen Landschaften dagegen sind von einer beinahe kompromisslosen und bewundernswerten malerischen Konsequenz. Diese Art von Kompromisslosigkeit findet man auch in den Arbeiten Alexander Sgoninas.

Der Bildhauer ist mir bisher immer als Analytiker begegnet, als jemand, der die menschliche Figur zum Anlass nimmt, Gesetze von Statik, Bewegung und Balancen sezierend zu hinterfragen, vom Detail auf das Ganze schließend und umgekehrt im Ganzen das Detail erkennend, ohne immer das Abbildhafte anstreben zu müssen. In der Anatomie des menschlichen Körpers öffnet sich eine Vielzahl von Möglichkeiten, gegensätzliche Formen und Bewegungen, Symmetrien und Asymmetrien, von konkav und konvex, kompakt und grazil usw. als universelle Zeichen des Lebens zu begreifen. Die meisten Arbeiten, die ich bisher sah, sind aus Gips, Zement, Bronze, aber auch Blei und Eisen. Daneben sind über einen langen Zeitraum Steinskulpturen entstanden, von denen hier nun einige zu sehen sind. In beinahe minimalistischer Weise konjugiert Alexander Sgonina verschiedene Körperhaltungen in seinen steinernen Menschenbildern. Sie erinnern an Sitzende, Kauernde und Stehende und in ihrer monumentalen Ausstrahlung zuweilen an kultische Figuren, die ihrer konkreten Bestimmung entwachsen zu sein scheinen und dennoch ihre magische Kraft behalten haben. Diese Arbeiten sind Form gewordene Erkundungen im Stein auf dem Weg zur menschlichen Figur, stets fragend, wie viel Abtragen vom Stein nötig ist, um Figur entstehen zu lassen. Hier ist jede Geste, jedes erzählerische Moment vermieden. Die Figuren scheinen gleichsam gefangen im Korsett des Steins, in sich gekehrt, als böte der Block Rückhalt und letzten Schutz. Die Erinnerung an Buddha-Figuren stellt sich ein, mehr noch an altägyptische Skulpturen, deren Statuarik etwas unverrückbar Ewiges ausstrahlen. In der Haltung zwischen Sitzen und Kauern nimmt man manchmal auch die des Widerstandes wahr, das sich Herausschälen, das Befreien-Wollen der Figur aus der Matrix. Je stärker vom einstigen Stein abgetragen wurde, desto mehr stellt sich der umgekehrte Eindruck des Eruptiven ein, des aus dem Stein Herauswachsens. Oder ist es doch ein Zurückkehren in den Stein, in den Urgrund, der nicht mehr da ist? Halten sich hier Werden und Vergehen auf eigentümliche Weise die Waage, die mal zu der einen, mal zu der anderen Seite ausschlägt? Ist darin nicht auch der Ausdruck des Verschwindens enthalten, der Unmöglichkeit, eine ursprüngliche Vorstellung festzuhalten und ihre selbstverständliche, weil folgerichtige Verwandlung? Dies alles ist von einer erstaunlichen Unaufgeregtheit. Bewegung ist in Gestalt geronnen, als hätten Kräfte der Natur sie geformt. Diese Figuren von zwingender Einfachheit sind gleichsam in sich selbst versunken und strahlen die Stille vollkommener Abgeschlossenheit aus. Darin ist zugleich etwas Rätselhaftes, etwas, das seit jeher die so genannten Bautasteine in skandinavischen Ländern ausstrahlen – aufgestellte Granite, von denen niemand weiß, ob sie von Menschenhand oder der Natur geformt sind, aufgestellt wie Figuren in der Landschaft, zum Totengedenken oder als Male längst vergessener Rituale. Vielleicht ist es gerade diese zwingende Einfachheit die zur inneren Einkehr einlädt und Anlass gibt, über existentielle Fragen zu meditieren.

Jean Paul Sartre sprach einmal von der Unreduzierbarkeit der Kunst.

„Man meint“, schrieb er, „man könne das Kunstwerk mit Worten dazu bringen, seinen Geist aufzugeben. Das Kunstwerk aber überlebt diese Worte, vermöge seiner Unreduzierbarkeit“.

In diesem Sinne sollen es der Worte genug sein. Wenden wir uns also der Kunst zu.

Dr. Anita Kühnel, (wissenschaftliche Mitarbeiterin der Staatlichen Museen zu Berlin, Leiterin der Sammlung Grafikdesign der Kunstbibliothek)


Jens Semrau

Zur Eröffnung der Ausstellung

Jutta Barth, Geschöpfte Bilder und Objekte – Kerstin Göldner, Malerei

im Städtischen Museum Eisenhüttenstadt, am 12. 10. 2013

Kerstin Göldner ist Malerin in einem heute konservativ gewordenen Sinn, wenn sie nämlich betont, dass es ihr vor allen Dingen um die Farbe geht. Die Bilder haben bestimmte Farbenklänge, die aber nicht festgelegt wirken, sondern als Resultat der Suche nach den Ausdruckswerten der Farben und Farbenkombinationen. Auch hier scheint mir das Wort ’Anmutung’ angebracht, es heißt soviel wie dass eine Wahrnehmung nicht eindeutig ist, nicht genau benennbar, dass sie aber doch einer Empfindung und auch einer Gewissheit entspricht. Beim Ateliergespräch kamen wir auch darauf, dass in den Bildern etwas ausgedrückt wird, was die Malerin möglicherweise selbst nicht weiß, wobei die Malerei und das Bildhafte eine besondere Art von Wissen ausspricht, das man nur so und nicht anders, nur bildnerisch ausdrücken und insofern wissen kann. Einige dieser Landschaftsbilder hielt ich am Anfang für beinahe ganz abstrakte Flächenschichtungen; ich sah das Landschaftsmotiv erst oder begriff es erst, als es mir erklärt wurde: ein hoch liegender Horizont mit einem Hausdach. Eigentlich alles an diesen Bildern erscheint mir sehr persönlich: die Farben, der Bildbau und die dahinter stehende Perspektive der Wahrnehmung, das Motivische. Es dauerte eine Weile, bis ich begriffen habe, dass diese Malerei tatsächlich genau so gemeint ist: sehr persönlich und so verschlüsselt, das der Betrachter nicht ohne weiteres eindringen kann. Manche Motive mit Personen wirken wie die etwas gestellten Situationen bei Fotoaufnahmen, und Kerstin Göldner bestätigte die Vermutung, dass solche Fotos dem Motiv zugrunde liegen, manchmal alte Fotos aus ihrer Kindheit. Man hat das Bildhafte also als eine Art der Reflexion zu verstehen, als ein Nachdenken über sich selbst, sehr persönlich. Eine solche Privatheit und Verschlossenheit ist legitim, es entspricht dem künstlerischen Bild und seinem Platz in der modernen Gesellschaft, heute mehr den je. Ein kluges Wort über einen geschätzten Maler lautete einmal: „Der Schlüssel steckt von innen.“

Der Bildhauer Gerhard Marcks schreibt in einem Brief: „Aller „Inhalt“ ist persönliches Geheimnis.“ Das gilt nicht weniger für die Formensprache. Auch sie ist eine überaus persönliche und verschlossene Angelegenheit, die nur scheinbar offen liegt und sichtbar ist. Die Malerei von Kerstin Göldner zeichnet gewissermaßen die Dinge nach, die Stimmungen und die Gegenstände ihrer Motive, gesteuert von der Freude an den Dingen. Insofern ist alles stimmig. Die Farbe hat viel Helligkeit und trotzdem mitunter auch Schwere und Sprödigkeit, etwa im Blau des Bildes, das am Ende der Raumflucht hängt. Eine gewisse Naivität sehe ich auch in dieser Malerei und meine das positiv. Jedenfalls ist es nicht Kalkül, was sie antreibt.

Dr. Jens Semrau, Kunstwissenschaftler, Berlin


Sabine Röske

September 2008, Galerie Mitte

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kerstin Göldner, liebe Gabriele Kukla!

Es ist für mich heute abend eine ganz besondere Freude und Ehre, diese Ausstellung zu eröffnen, die den schlichten Titel "Kerstin Göldner - Malerei" trägt - und doch so viel mehr zu bieten hat, wie Sie vielleicht schon entdeckt haben auf einem ersten Rundgang durch die Räume. Ich möchte Ihnen - sofern dies nötig sein sollte - die Künstlerin kurz vorstellen und Ihnen einige Gedanken und Empfindungen zu ihrem Werk mit auf den Weg durch die Ausstellung geben.

Die gebürtige Berlinerin Kerstin Göldner kam nicht auf direktem Wege zu ihrer Traumprofession, der Malerei. Zunächst studierte sie Ökonomie und arbeitete auch einige Jahre in diesem eher unkreativen Bereich. Nach der Wende absolvierte sie eine Ausbildung zur Computer-Graphikerin, bevor sie 1995 endgültig den Entschluß faßte, sich der Kunst zuzuwenden. Sie nahm ein Graphikstudium auf und erhielt bei Otto Kummert eine fundierte handwerkliche Ausbildung.

"Mich aber zog es immer zur Farbe", sagt sie, und widmete sich neben dem Studium selbständig und in Kursen und Workshops der Malerei. Schon Anfang der 90er Jahre hatte sie auf der Insel Usedom ein Quartier gefunden; eine Unterkunft, die ihr genug Ruhe und Raum zum Malen ließ. So zog und zieht es Kerstin Göldner immer wieder an die Ostsee zum Zeichnen und Malen. Hier findet sie ihre Themen: das Meer, Uferformationen, die Weite der Felder, das Schilf, die in die Landschaft geduckten Fischerhäuser - vor allem aber das zauberhafte Licht, das sie in ihren Bildern auf einzigartige Weise einfängt.

Die Großstadt Berlin - Göldner lebt mitten im quirligen "Szenebezirk" Prenzlauer Berg - hat zumindest bislang keinen Eingang gefunden in ihre Bilderwelt. Die Ruhe und Unaufgeregtheit der norddeutschen Landschaft entsprechen Kerstin Göldners zurückhaltendem Naturell und ihrer stillen, noblen Malerei wohl einfach mehr als die turbulente, grelle Stadt.

"Göldners Bilder stiften eine Art komprimierter Ruhe", wurde einmal treffend auf einer Vernissage gesagt. Ihre Landschaftsmalerei und die Stilleben sind anmutig und zart, auf traditionelle Weise in sich gekehrt und fernab jeglicher schriller Effekthascheri. Man findet statt dessen eine feine Empfindsamkeit, die Wahrnehmung, Gefühl und Seele gleichermaßen berührt.

Ihre Naturdarstellungen haben mitunter etwas Entrücktes, Entschwindendes. So schwingt leise die Frage mit, wie lange eine solche unverfälschte Natur, wie lange aber auch eine solch tief empfundene Malerei noch bestehen werden in unserer Zeit. Göldner läßt Zweifel zu. Immer wieder umkreist, vertieft und übermalt sie - bis das Bild genau so ist, wie die Situation von ihr gesehen, erlebt und empfunden wurde.

An ihrer Malerei fasziniert mich immer wieder aufs Neue der Farbklang, jene hellen, freundlichen Farben, in denen Lichtstimmungen so meisterhaft zum Ausdruck gebracht werden.

Göldner hat ein unendlich feines Gefühl für Farben in den zartesten Nuancen. Unaufdringliche Details - seien es am Horizont schaukelnde Boote oder auch Reusen - werden mit Kohle oder Ölkreide in die pastosen Bildlandschaften eingefügt, so daß Charakteristika der vorgefundenen Situation deutlich werden, ohne daß die Malerei realistisch-abbildend wird.

Und doch eignet ihrer Malerei auch Kraft: die Steilküste im vorderen Raum sei hierfür stellvertretend genannt, die in ihrem kräftige Blau frisch und maritim wirkt, oder auch das große, erst kürzlich entstandene Reusenbild im hinteren Raum, dessen leuchtende Farbigkeit von türkis bis königsblau changiert.

Immer wieder eingestreut in diese Ausstellung finden Sie Arbeiten, die dem zweiten zentralen Themenkreis von Kerstin Göldners Werk zuzuordnen sind, die Stlleben. Auch hier hat das Arrangement von Farben und Flächen Vorrang gegenüber dem naturalistischem Abbild.

So findet auch immer wieder Figürliches Eingang in ihr Schaffen - einen besonderen Stellenwert haben hierbei Kinder. Sie stehen symbolisch für das menschliche Leben im allgemeinen, in ihnen ist alles bereits angelegt, was später einen Menschen ausmacht. Doch sind sie noch unverfälscht, ursprünglich, real. Hier in diesem Raum befindet sich eine wichtige Arbeit aus jüngster Zeit, die "Geschwister".

Ein Kleinkind neigt sich zärtlich seinem noch jüngeren Geschwisterchen zu. Große Innigkeit spricht aus Haltung und Gesichtsausdruck dieser Kinder, Vertrautheit und Nähe. Mit berührender emotionaler Tiefe erzählt uns dieses Bild von einem Augenblick, den man so nicht erfinden kann, der genauso stattgefunden haben muß. Das narrative Element dieses Bildes ist ungewöhnlich in ihrem Werk, für mich aber besonders reizvoll.

Eine weitere Besonderheit in dieser Ausstellung ist die Freskomalerei. Kerstin Göldner ist eine der wenigen Künstlerinnen, die sich mit dieser seit dem Altertum bekannten Technik beschäftigen und dies so lebendig halten. Bei der Freskomalerei wird die Farbe auf feuchten Kalkputz aufgetragen. Infolge des schnellen Auftrocknens, bei dem sich auf der Oberfläche des Putzes eine feste, wasserunlösliche Schicht von Calciumcarbonat bildet, sind Korrekturen nicht mehr möglich. Diese Methode erfordert also vom Künstler besondere Geschicklichkeit und ein gutes Timing. Der feine, samtige Glanz und die bsonders zarte Farbigkeit von Kerstin Göldners Fresken bilden einen interessanten Gegenpol zu ihrer Ölmalerei. Dabei sei mir der Hinweis gestattet, daß es in diesem Jahr noch bis zum Dezember die Möglichkeit gibt, ihre Freskomalerei im öffentlichen Raum zu bewundern. Zusammen mit ihrer Kollegin Marion Stille hat sie eine eine Hausfassade in der Fehrbelliner Straße 88 mit Fresken ausgestaltet. Kerstin Göldner malt mit großer Energie und Leidenschaft. Obwohl sie erst seit einigen Jahren freischaffend arbeitet, hat ihr Werk bereits eine klare Richtung, ist ihre künstlerische Handschrift deutlich ausgeprägt. Sie arbeitet vollkommen eigenständig und verfährt sehr selbstkritisch mit ihrem Werk, ist aber auch - zurecht - stolz auf die erreichte künstlerische Qualität.

Zu dieser gelungenen Ausstellung möchte ich an dieser Stelle Dir, liebe Kerstin und natürlich auch der Galerieleiterin Gabriele Kukla ganz herzlich gratulieren.

Sabine Röske, Galeristin der Berliner Graphikpresse